Wenn du nicht gerade im Norden Deutschlands lebst dann gibt es diese eine Frage, die dir mit großer Wahrscheinlichkeit immer gestellt wird solltest du nach Buxtehude und ins Alte Land fahren : Ach, das gibt es wirklich?
Als ich noch dort gelebt habe kam diese Frage meist direkt hinterher : Und, wie ist es da so? Damals habe ich immer geantwortet “Landschaftlich sehr schön”, weil ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte. Mir fehlte das Großstadtgefühl, die Möglichkeit jederzeit nochmal rausgehen zu können um was zu erleben. Hier aber machten die Geschäfte, von denen es nur wenige gab, um Punkt halb sieben zu. Danach wurden die Bürgersteige hochgeklappt und es passierte nichts mehr. Ich ging sehr viel spazieren in der Zeit, irgendwann kannte ich gefühlt jeden Baum und jeden Stein persönlich. Die Menschen dort empfand ich damals als wortkarg und herb. Das hat sich heute geändert-ich schätze es sehr das nicht einfach immerzu drauflos geplappert wird, nur um irgendwas zu erzählen. Nach einem Jahr bin ich zurück in die Stadt gezogen, zurück ins Ruhrgebiet. Mit dem Gefühl im Bauch keine Wurzeln gefasst zu haben. Kaum war ich zuhause angekommen, waren alle Kartons ausgepackt und der Alltag stellte sich ein, sollte sich dieses Gefühl jedoch als ganz falsch herausstellen. Ein Teil meines Herzens war wohl dort geblieben und hatte ziemlich tiefe Wurzeln geschlagen. Ich vermisste die unendlich scheinenden Apfelfelder, die wunderschönen reetgedeckten alten Fachwerkhöfe, die Nähe zur Elbe, das oftmals dramatische Wetter, den Deich-ach einfach alles. Dieses Gefühl ist bis heute geblieben und der Herbst ist kein richtiger Herbst wenn ich nicht mindestens einmal hier war, zur Apfelernte. Während die kleinen Traktoren samt Anhänger jetzt geschäftig durch die Dörfer flitzen atme ich tief ein und spüre das Glück hier zu sein.
Auch wenn Heimat ein ganz schön großes Wort ist und ich es manchmal als etwas überstrapaziert wahrnehme-das Gefühl das mich immer dann befällt wenn ich hier bin kommt dem wohl ziemlich nahe.